WVG ordnet Tarifstruktur und setzt mittelfristig auf 100% Ökostrom - Preise für Gas und Strom werden angepasst

WVG ordnet Tarifstruktur und setzt mittelfristig auf 100% Ökostrom - Preise für Gas und Strom werden angepasst

 

Warstein. Die Warsteiner Verbundgesellschaft (WVG) muss für einen Teil ihrer Strom- und Erdgas Tarife die Preise zum 15. Mai anheben. Die Anschreiben gehen den betroffenen Kunden in den nächsten Tagen zu. Gleichzeitig wird die Tarifstruktur zum 01. Juni vereinfacht. Geschäftsführer Benjamin Pehle begründet die nun notwendigen Schritte mit den noch nie dagewesenen Verwerfungen an den Energiemärkten seit Oktober des vergangenen Jahres.

Damals war es die ansteigende Nachfrage nach Gas im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung der Corona-Pandemie, die die Preise nach oben trieb. Die aktuelle Herausforderung bestehe darin, dass der Ukraine-Krieg für einen längeren Zeitraum zur Belastung für die Energiepreise werden kann. Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen und damit Schockwirkungen auf den Energiemärkten ausgelöst.

Aufgrund der allgemein hohen Importabhängigkeit Europas von russischem Gas reagierten sowohl die Gas- als auch die Strommärkte mit Preisspitzen im kurzfristigen Handel. Die aktuellen Entwicklungen machen sich aber auch bei langfristig angelegtem Handel bemerkbar. Laut Pehle ist eine weitere Verschärfung, Verhärtung oder Entspannung des Konflikts von entscheidender Bedeutung, auf welches Energiepreisniveau sich Politik, Wirtschaft, Stadtwerke und Verbraucher einstellen müssen; gegebenenfalls auch für längere Zeit. Pehle: „Sollte es zu kurzfristigen Liefereinschränkungen oder zu einem Lieferstopp seitens Russlands kommen, sind weitere deutliche Preissprünge zu erwarten.“

Die WVG verweist darauf, dass sich z.B. die Strompreise im kurzfristigen Handel oberhalb der Marke von 350 Euro pro Megawattstunde bewegen. Letztes Jahr hätten sich die Preise noch an der 50-Euro-Marke orientiert. Im langfristigen Handel, mit Blick auf das nächste Jahr, sei die Spreizung etwas geringer, aber ebenfalls enorm. Strom für das Handelsjahr 2023 kostete im letzten Jahr 50 Euro je MWh und liegt jetzt bei über 160 Euro je MWh. Bei Gas sei die Spreizung sogar noch deutlich größer. „Auf dieser aktuellen Basis und mit Blick auf die weitere Entwicklung muss die WVG nun ihre Kosten planen“, erklärte Pehle.

Die Vielzahl von Unsicherheitsfaktoren stellt die WVG vor die große Herausforderung, mit Umsicht und Vorsicht im Sinne ihrer Kunden zu agieren. Die wesentlichen Fragen betreffen die Verfügbarkeit von Energiemengen, die Entwicklung zukünftiger Einkaufskosten und die Unsicherheit über die Anzahl der zu beliefernden Kunden.

Die WVG hat sich laut Pehle aus diesem Anlass dazu entschieden, „die sehr tiefe Tarifstruktur flacher und übersichtlicher zu gestalten. Ganz wichtig war uns, die Preiskorrekturen jetzt zum Beginn der wärmeren Jahreszeit vorzunehmen. Gleichzeitig wissen wir sehr genau, dass die nun notwendige Preisanpassung auf mittlere Sicht eine starke Belastung für unsere Kunden darstellt“, so Benjamin Pehle.

Pehle verweist ausdrücklich darauf, dass bei Preisänderungen grundsätzlich ein Kündigungsrecht für die Kundinnen und Kunden bestehe. „Wir empfehlen aber, nicht zu einem Energiediscounter zu wechseln, da das Geschäftsmodell der Discounter aktuell nicht trägt. Sie haben auf anhaltend günstige Preise spekuliert, die sie aber erst im kurzfristigen Handel realisieren wollten. Es ist daher zu befürchten, dass die mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Preissprünge eine weitere Welle von Lieferstopps und Insolvenzen unter den Billig-Anbietern auslöst. Die von den Discountern im Stich gelassenen Kunden würden dann wiederum als Welle von Auffangkunden in die Grund- und Notversorgung des Grundversorgers fallen.“ In der Stadt Warstein ist das die WVG. In der Regel ist diese Grund- und Notversorgung teurer als die länger laufenden Sondertarife der WVG.

„Als WVG stehen wir zu unserem Auftrag, die Daseinsvorsorge für unsere Kunden sicherzustellen. Wir gestalten unsere Preise nicht zum eigenen Vorteil. Andererseits müssen wir als GmbH die notwendigen Erlöse erwirtschaften, um die gestiegenen Beschaffungskosten auch langfristig finanziell tragen zu können“, ergänzt Prokurist Sascha Bauch.

Gleichzeitig bemüht sich die WVG, die Energiewende konsequent voranzutreiben und stellt jetzt erste Tarife auf 100% Ökostrom um.

„Mittelfristig wollen wir als WVG nur noch reinen Ökostrom verkaufen, also Strom, der aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft gewonnen wird. Eine weitere Idee ist, dass die WVG zusätzlich zu der Windenergieanlage Suttrop heimisch erzeugten Ökostrom direkt mit ins Stromportfolio aufnimmt“, erläutert dazu WVG-Mitarbeiterin Jasmin Zölzer. Durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien könne der Weg zur Importunabhängigkeit geebnet werden. Langfristig könne Energie so am günstigsten erzeugt werden.

Benjamin Pehle fügte hinzu, je schneller dieser Ausbau geschehe und je effizienter die Energienutzung werde, desto unabhängiger mache sich Deutschland und damit auch die Stadt Warstein von fossilen Energien.